
In der Pandemie Routineimpfungen nicht vergessen
Verordnungsdaten zeigen, dass in der Pandemie Routineimpfungen weniger wahrgenommen werden, obwohl sie gerade für immunsupprimierte Personen in dieser Zeit wichtiger denn je sind.
Impfungen zählen zu den wirksamsten und damit wichtigsten Maßnahmen, um Krankheiten vorzubeugen.1 Gerade in Zeiten einer Pandemie ist ein vollständiger Impfschutz besonders wichtig, um bestmöglich vor impfpräventablen Erkrankungen geschützt zu sein. Eine aktuelle Erhebung zeigt nun aber, dass bei Routineimpfungen im Zeitraum Januar bis Mai 2021 die Verordnungszahlen im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2020 um fast ein Viertel zurückgegangen sind.2
In den vergangenen Monaten waren in den Praxen der Hausärzt:innen die Impfungen gegen COVID-19 das beherrschende Thema. Die niedergelassenen Ärzt:innen leisteten mit den Impfungen einen enormen Beitrag zur Impfkampagne, allerdings wurden dadurch auch sehr viele Ressourcen in den Praxen gebunden. Nun sind die Impfserien zum Schutz vor COVID-19 bei den meisten Impfwilligen abgeschlossen, sodass wieder mehr Zeit für beispielsweise Routineimpfungen zur Verfügung steht. Die nun freigewordenen Kapazitäten und das aktuelle hohe öffentliche Bewusstsein für die Relevanz von Impfungen sollten genutzt werden, um den generellen Impfschutz zu prüfen und eventuelle Impflücken zu schließen.
Denn die Aufmerksamkeit kann schnell schwinden, wenn sich der Fokus verschiebt, wie das Beispiel Pneumokokken-Impfung zeigt: Der Appell des Bundesministers für Gesundheit, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen, führte in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres 2020 zu einem deutlichen Anstieg der Impfverordnungen. Für das Jahr 2021 sieht man dagegen für den gleichen Zeitraum einen Rückgang um 59 Prozent bei den Verordnungen.2 Dabei ist die Pneumokokken-Impfung gerade für immunsupprimierte Patient:innen besonders wichtig, da ihr Risiko für eine Infektion und einen schweren Verlauf höher ist als bei Gesunden.3,4
In Deutschland leben etwa 8,2 Millionen Menschen mit Immunsuppression.3 Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt für diese Personengruppe mit angeborenem oder erworbenem Immundefekt die sequenzielle Impfung beginnend mit einem 13-valenten Konjugatimpfstoff.1 Allerdings zeigen Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2019, dass gerade bei diesen besonders gefährdeten Menschen ein deutlicher Nachholbedarf besteht: Gerade einmal 6 Prozent der Patient:innen hatten innerhalb von zwei Jahren nach der Diagnose ihrer Immunschwäche eine Impfung gegen Pneumokokken erhalten.5
Quellen:
- Ständige Impfkommission: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut. Epid Bull 2019;34:313 – 364 | DOI 10.25646/6233.7.
- Pfizer nach GKV-Abrechnungsdaten von Insight Health.
- Wagner N, Assmus F, Arendt G, et al. Impfen bei Immundefizienz: Anwendungshinweise zu den von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen. (IV) Impfen bei Autoimmunkrankheiten, bei anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen und unter immunmodulatorischer Therapie. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 2019;62(4):494–515.
- Pelton SI, Shea KM, Farkouh RA, et al. Rates of pneumonia among children and adults with chronic medical conditions in Germany. BMC Infect Dis 2015;15(1):470.
- Wohlleben J, Sprenger R, Kossack N et al. Development of pneumococcal vaccination rates in immunocompromised patients over time. ECCMID 2021. Posterpräsentation.
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