
Vor der Grippewelle immunsupprimierte Patienten gegen Pneumokokken und Influenza impfen
Vor der Grippewelle immunsupprimierte Patienten gegen Pneumokokken und Influenza impfen
Lesezeit: 2 Minuten
Besonders jetzt sollten Hochrisikopatienten vor vermeidbaren Atemwegsinfektionen geschützt werden, denn eine Überschneidung der nächsten Grippesaison mit steigenden COVID-19-Erkrankungszahlen könnte für das Gesundheitssystem zur Belastungsprobe werden.
Allein in Deutschland erkranken jährlich über 660.000 Menschen an einer ambulant erworbenen Pneumonie (CAP) – der hierzulande häufigsten infektionsbedingten Todesursache.1,2 Der Großteil der Erkrankungsfälle wird durch Pneumokokken ausgelöst.3 Besonders Personen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten bzw. Immunsuppression haben ein erhöhtes Risiko für Pneumokokken-Infektionen.4 Die Erkrankung kann bei ihnen schwerere Verläufe aufweisen und mit einem höheren Risiko für Komplikationen einhergehen als bei gesunden Personen.5 Je nach Grundleiden kann das Risiko einer Pneumokokken-Infektion teilweise um das 5,4-fache steigen.4 Diese Patienten vor vermeidbaren Atemwegsinfektionen zu schützen ist vor der nächsten Grippewelle, die sich zeitlich mit einer zweiten COVID-19-Welle überschneiden könnte, besonders wichtig. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) Immunsupprimierten unter anderem die Impfungen gegen Pneumokokken und Influenza.6 Um einen umfassenden Impfschutz bei möglichst wenigen Patientenkontakten zu gewährleisten, können diese Impfungen am gleichen Impftermin erfolgen.
Zusätzlich zur Pneumokokken- und Grippe-Impfung empfiehlt die STIKO für immunsupprimierte Patienten auch die Impfung mit einem 4-valenten Meningokokken-ACWY-Konjugat-Impfstoff, einem Meningokokken-B-Impfstoff sowie die Impfung gegen Herpes Zoster.6
Immunsupprimierte Patienten erkennen und impfen
Ursache einer Immunsuppression können Vorerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Psoriasis, chronische Niereninsuffizienz, ein Krebsleiden oder eine HIV-Infektion sein. In diesen Fällen ist das Immunsystem entweder durch die Grunderkrankung oder die zur Behandlung eingesetzten Medikamente geschwächt.5 Auch weil der Einsatz immunsuppressiver Medikamente in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen hat, werden in der Hausarztpraxis fast täglich immungeschwächte Patienten behandelt.5,7 Trotz der Empfehlung der STIKO, waren die Impfraten in den vergangenen Jahren sehr gering: Vor der Pandemie haben lediglich 4,4 Prozent der Patienten innerhalb von zwei Jahren nach der Diagnose eine Pneumokokken-Impfung erhalten.8 Um jetzt möglichst viele Immunsupprimierte zu schützen, ist es entscheidend, Patienten gezielt auf Impfungen anzusprechen und mögliche Impfhindernisse abzubauen.
Impfkompetenz der Patienten stärken
Inzwischen hat in der Wahrnehmung der Allgemeinbevölkerung die Bedeutung des Impfschutzes zugenommen: 44 Prozent der Befragten geben an, das Impfen für wichtiger als noch vor der Pandemie zu halten. Die meisten Befragten nehmen die Grippe- (42 Prozent) und die Pneumokokken-Impfung (40 Prozent) jetzt als wichtiger wahr. 72 Prozent würden auch während der Pandemie für eine Vorsorgemaßnahme wie die Impfung zum Arzt gehen.9 Ärzte sollten das gestiegene Präventionsbewusstsein nutzen und vor allem Hochrisikopatienten vor impfpräventablen Erkrankungen schützen.
Quellen:
- Kolditz M, Tesch F, Mocke L, Höffken G, Ewig S, Schmitt J. Burden and risk factors of ambulatory or hospitalized CAP: A population based cohort study. Respir Med 2016;121:32–8.
- Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (2017). Bundesauswertung zum Erfassungsjahr 2016: Ambulant erworbene Pneumonie. Online: https://iqtig.org/downloads/auswertung/2016/pneu/QSKH_PNEU_2016_BUAW_V02_2017-07-12.pdf (letzter Aufruf: 22.07.2020).
- Welte T, Torres A, Nathwani D. Clinical and economic burden of community-acquired pneumonia among adults in Europe. Thorax 2012;67(1):71–9.
- Pelton SI, Shea KM, Farkouh RA, et al. Rates of pneumonia among children and adults with chronic medical conditions in Germany. BMC Infect Dis 2015;15(1):470.
- Wagner N, Assmus F, Arendt G, et al. Impfen bei Immundefizienz: Anwendungshinweise zu den von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen. (IV) Impfen bei Autoimmunkrankheiten, bei anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen und unter immunmodulatorischer Therapie. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 2019;62(4):494–515.
- Ständige Impfkommission: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut. Epid Bull 2019;34:313 – 364 | DOI 10.25646/6233.7.
- Gesellschaft zur Förderung der Impfmedizin mbH, Schelling J, Frühwein M (2019). Impfungen bei Patienten mit Immunsuppression. Online: https://www.gzim.de/images/Docs/Praxis-Info-Immunsuppression.pdf (Letzter Abruf: 06.08.2020).
- Schmedt N, Schiffner-Rohe J, Sprenger R, Walker J, von Eiff C, Häckl D. Pneumococcal vaccination rates in immunocompromised patients—A cohort study based on claims data from more than 200,000 patients in Germany. PLOS ONE 2019;14(8):e0220848.
- Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag von Pfizer. Es wurden 5.000 Personen zwischen dem 17.06. und dem 02.07.2020 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
Mehr Informationen zur sequenziellen Pneumokokken-Impfung finden Sie nach Login hier:

Mit unserem E-Mail-Service bequem auf dem Laufenden bleiben!
Aktuelle CME-Fortbildungen, spannende Kongressberichte und Informationen zu Therapieoptionen warten auf Sie. Interessiert? Dann melden Sie sich hier für den Pfizer E-Mail-Service an!
